Mittwoch, 28. April 2010

Klettern

Für all die, die sich jetzt weniger mit Klettern beschäftigen sei gesagt es wird gleich langweilig, denn es folgen nur Fachaudrücke und Gefachsimple. In diesem Sinne können alle nicht Kletterbegeisterten den nächsten Artikel lesen

Dank 8 Versuchen in 2 Tagen eine 5.11d durchzusteigen, haben sich bei mir beide Hände entzündet und ich konnte grad noch so einigermaßen sichern, von klettern keine Spur. Und selbst die neuen 2 Paar Kletterschuhe, die ich mittlerweile hab mussten warten.

An dieser Stelle sei gesagt. Evolv ist ein spitzen Schuh. Konnte mittlerweile sowohl den Defy und den Pontas Lace testen.

Klettern wird bei mir mittlerweile wieder groß geschrieben. Nachdem ich fast einen Monat mit Sehnen- und Bänderproblemen pausiert hab, bin ich wieder in der Wand. Noch lass ich es langsam angehen, doch die erste 5.12a wird hoffentlich bald geknackt. 

Dank Tips von Kollegen und meiner Schwester, hab ich mich schneller erholt als gedacht. Doch möchte ich dieses "Geschenk" nicht ausnutzen.

Bis ich wieder stark bin, muss ich natürlich noch üben. Und wo kann man besser üben als in Squamish. Dem Klettermekka Kanadas. 

Letzten Freitag war es dann so weit. Mein erster Klettertag im Freien am richtigen Fels. Feinster Granit versteht sich. 

Haken an der ganzen Sache, es gab keine Haken. Klingt jetzt komisch gell. Nein ernsthaft. Es war der Tag an dem ich meine erst Trad-Route geklettert bin.

Sprich 20m mit Klemmkeilen und Friends. Sonst war nichts in der Wand.


Das war mit Abstand das verrückteste was ich je gemacht hab. Auch wenn es Spaß macht ist es gleichzeitig frustrierend. Denn 1. ist das Equipment mit fast 1000-1500€ ziemlich teuer und 2. selbst wenn du ein sehr starker Kletterer bist, wenn die Sicherungen selbstsetzen musst, bist du um längen schlechter und brauchst einige Zeit bist du dort bist wo du sportkletterst.

Man kann sich das so vorstellen. Man läuft mit dem Kletterführer durch die Gegend und sucht den entsprechenden Riss (Squamish ist Riss-Klettern vom feinsten).

Nicht wie daheim, Haken zählen oder Namen am Wandfuss lesen, nein hier werden Risse gezählt.

Hat man den Riss/Crack gefunden, wird das Trad Rack sortiert. Das Trad-Rack ist  bis zu 1500€ teures Klettermaterial. Klemmkeile, Friends, Schlingen, Carabiner, Expressen und was man halt sonst noch braucht. In Summe hat man dann ca 10kg an Extragewicht am Gurt hängen. 

An diesem Punkt möcht ich nochmal die Banalität der Diskussion aufgreifen, die sich mit den Vor- und Nachteilen der Drahtschnapper-Karabiner beschäftigt. Leider konnte ich die 17g Gewichtsersparnis bei Drahtschnappern pro Karabiner nicht mehr erfühlen. Sprich=was für eine sinnlose Diskussion.

Gut, zurück an die Wand. Ich hatte auf alle Fälle zwei Sets Klemmkeile, das mittlere Set der Friends mit 12 Friends, 10 Expressen, 4 Schraubkarabiner, 3 Bandschlingen, das Nut-Tool, zum Lösen der Klemmkeile, mein Chalkbag und mein Sicherungsgerät am Gurt. Ich war noch nie so schwer in eine Wand gestartet und vorallem nicht in einen Riss.

Riss-Klettern ist ja so ne Sache. Persönlich find ich es ja ganz nett. Mit dem Nachteil, dass einem die Finger bluten, die Handrücken zerkratzt sind, die Sprunggelenke schmerzen und die Wadl und Zehen brennen. 

Unter diesen Umständen auch noch selbst die Sicherungen setzen hat schon einen gewissen Hang zur Selbstverstümmelung.

Das Adrenalin ist natürlich deutlich höher. Man startet in den Riss und wenn man glaubt man ist in einer gewissen Höhe, die gut erschein, setzt man die erste Sicherung. Leider gibt es keine Gebrauchsanweisung dafür welche Größe passt. Sprich du hängst an einer Hand. Der eine Fuß im Riss verkeilt, der ander Fuß stützt seitlich zur Balance. Während die freie Hand die richtige Größe des Friends sucht, die irgendwo links oder rechts an den Materialschlaufen hängt. Mal zu groß, mal zu klein, Mal Klemmkeil mal Friend. Wenn man den richtigen gefunden hat, versucht man das Teil so gut wie möglich im Riss zu platzieren. Mal klappts auf Anhieb mal nicht, dann wird der Friend gedreht und verrutscht.

Passt dann alles und man glaubt es ist gut so, wird mal kräftig drangezogen, in der Hoffnung das nichts passiert. Kommt dir deine Sicherung entgegen, geht alles von vorne los. Passt dann alles, wird der Karabiner drangeklippt und das Seil in den Karabiner. Das kann bis zu einigen Minuten dauern. Echt spitze wenn du in deiner Aufwärmroute bist.

Perfekt die ersten 2 Meter hab ich schon! Mir zittern die Beine und meine Unterarme sind gepumpt. Sprich bei 20m hab ich ca. 6-8 dieser Sicherungen zu setzen. Eine heiden Arbeit.

Das beste ist dann wenn man oben am Anker ankommt und sein Werk sieht und man weiß, dass es funktioniert hat. Man ist dann echt stolz

Nachteil dieser Riss-Kletterei mit der Selbstsicherung ist, man kann nicht ansatzweise so hart klettern wie man möchte. Bei mir war bei 5.9 Schluss. Vielleicht ging mehr, ich wollte es aber nicht testen, denn es hatte bereits angefangen zu regnen. Und immer wenn ich im Vorstieg war, stärker als wie wenn ich nicht geklettert bin. Das war mir Zeichen genug.

Wir haben also unser Zeug gepackt, alles sortiert und haben uns an den Abstieg gemacht, wo wir auch prompt vom richtigen Regenschauer erwischt wurden. 

Getrocknet sind wir dann in einem Brauhaus in Squamish mit einem Pitcher Bier und Burger. Ein Heldenhafter Ausklang für einen heldenhaften Tag.



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